Wie geht es weiter mit den Testzentren?

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Die gültige Fassung der Testverordnung läuft am 30.06.2022 aus und bis heute ist unklar,  wie es danach und insbesondere in der Herbst- und Wintersaison mit dem Testen weitergehen soll.

Laut dem Meinungsforschungsinstitut YouGov sprechen sich stand Juni 2022 65% der Deutschen für eine Weiterführung der vom Bund finanzierten Corona Tests aus. Die Politik schweigt und sorgt dafür, dass bereits zum 3. Mal in der Corona Pandemie kein vernünftiger Planungshorizont für die Testzentren und testenden Apotheken möglich ist.

Denn anders als es auch häufig in Meinungen und Medien proklamiert wird, gibt es den Hauptteil der heute aktiven Testzentren, die ihre Arbeit regelkonform, mit Schulungsaufwand, durch eine Software unterstützt verrichten und somit gläsern ihre Arbeit machen. Sie bieten vielen Menschen eine helfende Hand, die bspw. chronisch Kranke Personen schützen wollen oder die verantwortungsvoll vor einem größeren Event (Hochzeit, Geburtstag) einen Test machen wollen, um Ihre Lieben zu schützen. Oder eben Jene, die Mutter oder Vater im Alten- und Pflegeheim besuchen und sich ebenfalls freiwillig testen lassen. Das Alles kommt auch unserem Gesundheitssystem zugute, verhindert folgenschwerere Kosten durch Therapien und Behandlungen und ist nicht einfach nur ein Kostenfaktor, den der Steuerzahler zu tragen hat.

Häufig bis an die Belastungsgrenze gegangen

Wir alle haben uns diese Pandemie nicht ausgesucht, aber die darin agierenden Testzentren und Apotheken haben in der Vergangenheit Lösungen in Form von Testmöglichkeiten angeboten, die von staatlicher oder medizinier Seite nicht leistbar waren Diese ganze Infrastruktur wurde innerhalb weniger Wochen aus dem Boden gestampft und die rechtlichen Rahmenbedingungen und Anpassungen erfolgten häufig deutlich später und über Nacht ohne entsprechenden Planungshorizont und auch genau definierten Umsetzungsbeispiel. Hierzu kann man bspw. anführen, dass zum 01.07.2021 mit 2 Wochen Vorlauf eine neue Testverordnung in Kraft trat, die verlangte, dass Testzentren und Apotheken eine schriftliche oder digitale Bestätigung haben müssen, dass der Proband den durchgeführten Test tatsächlich gemacht hat. Wie das Aussehen sollte wurde den Apotheken und Testzentren selber überlassen und bietet Stand heute genug Interpretationsspielraum für die Kassenärztliche Vereinigung, die als Bezahldienstleister für die Auszahlung der Vergütung der Tests eingesetzt ist, die Auszahlung in Frage zu stellen oder gar zu verweigern. Viele Testzentren- und Apothekenbetreiber sind hierbei häufig bis an die Belastungsgrenze gegangen, um die sich permanent ändernden Rahmenbedingungen korrekt anzuwenden.

Das bedeutet nicht, dass die eingeführten Regelungen der Testverordnung nicht sinnvoll waren, das waren sie schon, aber sie waren eben politisch und wahlorientiert motiviert und eben immer mit einem zu geringen zeitlichen Vorlauf. Wie eben auch das Ende der Corona Tests am 10. Oktober 2021 und das erneute Aufleben 1,5 Monate später. Raus aus den Kartoffeln – rein in die Kartoffeln.

In den gewachsenen Teststrukturen, die häufig schon länger als ein Jahr ihr Testzentrum oder den Teststellenbetrieb der Apotheke akkurat betreiben, hängen daran inzwischen jede Menge Arbeitsplätze, Mietverträge und zu guter Letzt auch ein unternehmerisches Risiko. Viele Testzentren mussten Kredite aufnehmen, um die über Monate (bspw. Berlin – mit bis zu 4 Monaten Zahlungsverzug) ausbleibenden Zahlungen abzufedern und Mieten und Personal pünktlich zu bezahlen.

Keiner weiß, wie es genau mit der Pandemie weitergeht

Wir als Softwareentwickler haben die Reise der Apotheken und Testzentren bis jetzt begleitet und das schon bereits vor dem 08.03.2021 als der große Aufbau der deutschlandweiten Testzentren begann. Wir kennen die Sorgen und Nöte der Betreiber und sind mit ihnen gewachsen – und ja – auch wir haben schwarze Schafe gesehen – es gibt sie.

Aber es sind nicht viele.

Die Testzentren, die nun auch über den 30.03.2022 weiterarbeiten und mit deutlich geringerem Testvolumen operieren wurden nicht selten von ihren zuständigen Behörden gebeten, den Testbetrieb doch weiterhin sicher zu stellen, da es sonst weit und breit keine Testinfrastruktur geben würde. Und warum? Weil Keiner weiß, wie es genau mit der Pandemie weitergeht oder ob nicht auch Influenzaviren noch einen zusätzlichen Beitrag zum Krankheitsgeschehen ab Herbst beitragen. Aber nach Jahren der Pandemie ist auch klar, dass nicht nur eine angespannte Krankenhaussituation ein Worstcaseszenario darstellen, sondern die hohe Infektionszahl, die zu Arbeitsausfällen, erhöhten Krankenstand führt und am Ende auch wieder die Unternehmen trifft. Eine Einschränkung von Freiheit unseres alltäglichen Lebens sollte das letzte Mittel zur Wahl sein, aber die Wahl zu haben, sich eigen- und fremdverantwortlich zu verhalten und eine Maske zu tragen oder auch einen freiwilligen Test durchzuführen, sollte erhalten bleiben.

Betroffene deutlich eingeschränkt und nach Monaten häufig noch keine Besserung in Sicht

Zu guter Letzt muss angeführt werden, dass bei allen Diskussionen der Faktor von Long-Covid weiterhin völlig unterschätzt wird. Denn auch wenn die Krankheitsverläufe durch Covid-19 weitgehend mild verlaufen, treten nicht allzu selten danach Tinnitus, lähmende Muskelschmerzen, Müdigkeit und Gehirnnebel (verringerte Konzentrations- und Merkfähigkeit) auf, was sich die Betroffenen zunächst nicht erklären können. Häufig ist es nicht so schlimm, dass die ehemals Erkrankten damit zum Arzt gehen müssen, der Stand heute auch keine geeignete Therapie oder Analysemethode zu den Beschwerden weiß. Dennoch fühlen sich die Betroffenen deutlich eingeschränkt und es ist häufig nach Monaten noch keine Besserung in Sicht.

Und so viel ist sicher: Auch die Zahl der Long-Covid Patienten wird weiterwachsen, je mehr Menschen sich mit Covid-19 infizieren, und lähmt alle Betroffenen und das damit verbundene Umfeld langfristig.